Dienstag, 28. Januar 2014

Akustikusneurinom (vestibuläres Schwannom) - Kurzüberblick und Behandlungsmöglichkeiten

Das Akustikusneurinom ist ein gut behandelbarer gutartiger Tumor im Bereich des Innenohres, der durch Operation oder Bestrahlung therapiert werden kann.

Der Tumor stammt von den Schwann´schen Zellen (auch Ammenzellen genannt) ab, die den Hör- und Gleichgewichtsnerv im Innenohr umhüllen und ernähren. Man bezeichnet das Akustikusneurinom als gutartigen Tumor, da es keine Metastasen (Tochtergeschwülste) ausbildet. Dennoch ist die Erkrankung nicht harmlos, weil es durch das langsame aber beständige Wachstum der Tumorzellen zuerst zur Einklemmung der Nerven im Innenohrbereich, später aber auch zur lebensbedrohlichen Verdrängung und Einklemmung des Hirnstammes (u.a. Sitz des Atem- und Kreislaufzentrums) kommen kann.

So werden auch die für den Tumor typischen Beschwerden durch Einklemmung des Hör-, Gleichgewichts-, oder Gesichtsnervens verursacht.

Dazu gehören:
Tinnitus (Empfinden eines pfeifenden Geräusches in einem Ohr)
Drehschwindel
Einseitiger Hörverlust
Einseitige Gesichtslähmung

In selten Fällen kommen Akustikuseurinome beidseits vor, dann meist im Rahmen einer vererblichen Erkrankung wie der Neurofibromatose Typ 2.

Die Diagnose eines Akustikusneurinoms erfolgt über eine spezielle MRT - Untersuchung (Dünnschichtuntersuchung mit T1 MPR-Sequenz und CIS -Sequenz) in der dann ein Tumor im Bereich von Innenohr und/oder Kleinhirn-Brücken- Winkel gesehen werden kann (s. Bild).





Quelle: http://akustikus.de/index.php/veranstaltungsdetails/events/regionalgruppe-nuernberg.html

Für die Behandlung des Akustikusneurinoms stehen prinzipiell 2 gute und bezüglich der Langzeit-Tumorkontrolle ebenbürtige Behandlungsformen zur Verfügung: Operation und Bestrahlung.

Je nach Tumorgröße, Beschwerden und Gesundheitszustand des betroffenen Menschen empfiehlt sich tendenziell die eine oder die andere Methode.

Gelegentlich ist auch eine Kombination beider Methoden sinnvoll, wenn zB ein großes Akustikusneurinom den Hirnstamm eindrückt und abzusehen ist, dass der gesamte Tumor nicht komplett durch die Operation entfernt werden kann.




 
Der Vorteil der mikrochirurgischen Operation liegt u.a. darin, dass durch das Lösen des Tumores erst kurz bestehende Beschwerden (wenn der Nerv durch den Druck noch nicht abgetötet wurde) evtl. wieder rükläufig werden könnten. Die Operation bedarf eines erfahrenen Chirurgen, da das Operationsgebiet im Innenohrbereich sehr klein ist und sich sehr dünne und wichtige Nervenstränge in unmittelbarer Nähe befinden, die nicht durchtrennt werden sollten, da ansonsten mit Beschwerden wie Ertaubung, Gesichtslähmung oder fortwährenden Schwindelgefühl zu rechnen ist.

Die Vorteile der Bestrahlung liegen in der guten Verträglichkeit und der im Ergebnis der Operation ebenbürtig guten Tumorkontrolle. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Methode auch angewandt werden kann, wenn eine Operation auf Grund internistischer Erkrankungen als zu riskant eingestuft wird. Nachteil ist, dass durch die Bestrahlung der Tumor nicht entfernt wird, sondern aufhört zu wachsen. Das bedeutet das Beschwerden, die durch Druck verursacht werden meist bestehen bleiben und die Behandlung dazu dient vor zusätzlich auftretenden Beschwerden zu schützen.

Für eine Bestrahlungsbehandlung stehen 2 Methoden zur Verfügung:
Zum Einen bietet die Neurochirurgie die Einzeitbestrahlung (sog. Radiochirurgie) per Gamma - knife an. Dabei erhält der Patient an einem Tag einen über Schrauben am Schädel fixierten Metallrahmen, mit dem der Kopf für mehrere Stunden unbeweglich gemacht wird. Innerhalb dieser Zeit wird die Bestrahlung geplant und letztlich über Gammastrahlen - Quellen etabliert. Die Methode eignet sich gut für kleine Tumore.

Alternativ dazu besteht die Möglichkeit einer schmerzlosen stereotaktischen Röntgen -Bestrahlung über speziell ausgerüstete Linearbeschleuniger in radioonkologischen Zentren. Hier wird eine Spezialmaske angefertigt, die vor jeder Behandlungssitzung für einige Minuten aufgesetzt wird und so die Präzision der Behandlung gewährleistet. Vorteil der Methode ist, dass die Bestrahlung je nach Größe des Tumors und seiner Nähe zu gesunden Geweben (zB Innenohr, Gesichtsnerv) auf mehrere Einzelsitzungen aufgeteilt werden kann. Dadurch kann die Behandlung für das umliegende normale Gewebe schonender verabreicht werden. Die Methode eignet sich sowohl für kleine als auch für größere Akustikusneurinome.

Sollten Sie Interesse an einer Beratung, bzw. Bestrahlungsbehandlung eines Akustikusneurinomes haben, so stehe ich Ihnen in meiner onkologischen Ordination gerne zur Verfügung.

Ihr


OA Dr. David Kuczer