Donnerstag, 27. Juni 2013

RATGEBER WELLNESS und KREBS

Einige Menschen befürchten, dass durch Wellness – Anwendungen eine Ausbreitung des Krebses im Körper begünstigt werden könnte, oder Lymphschwellungen in der Sauna sich dramatisch verschlechtern.
In den meisten Fällen ist diese Angst unbegründet.
Dennoch kann man kein Pauschalurteil fällen.. (Jeder Mensch ist anders und nicht jede Erkrankung verhält sich gleich.) und sollte sich eingehend beraten lassen, bevor man sich durch entspannende Anwendungen verwöhnen läßt. Zum Beispiel ist manchmal auch der Faktor Zeit von wesentlicher Bedeutung. So kann direkt nach einer Bestrahlung die Haut im Therapiebereich noch deutlich gerötet und empfindlich sein. Gerade an solch einer Stelle sollten zB. Ätherische Öle und klassische Massagen vorerst noch nicht angewandt werden. Ist die Abheilung der Haut jedoch abgeschlossen, sind gerade milde Fette an diesen Stellen sehr hilfreich, da durch die vorherige Therapie Talgdrüsen in der Haut verloren gehen können und die für den Hautschutz wichtige Rückfettung nicht mehr ausreichend gewährleistet ist. In dieser Situation können auch sanfte Lymphdrainagen und viele andere Anwendungen wieder zur Unterstützung eingesetzt werden.
Der unten angeführte Artikel gibt einen Überblick zum Thema Wellness und Krebs.
Sollten Sie Fragen zu dem Thema haben, oder Anwendungen benötigen, so stehe ich Ihnen unser Team in der Praxis Margareten gerne zur Verfügung.
Ihr

Massage, Sauna, Thermalbäder

Wellness und Wärme mit Risiko?

 
 Viele Menschen fühlen sich nach dem Saunabesuch, einer Massage oder nach einem Thermalbad wohlig entspannt. Wärme, von der Infrarot-Wärmelampen über die Fangopackung bis hin zur Wärmflasche, hilft gegen Verspannungen und lindert manch anderes Unwohlsein. Krebspatienten hören jedoch gelegentlich, bei ihnen könnten diese Anwendungen einen Rückfall auslösen: Viele der heute unter dem Begriff “Wellness” zusammengefassten Anwendungen sollen angeblich Wachstum oder Entstehung eines Tumors fördern.
Was ist dran an solchen Befürchtungen? Gibt es Belege dafür? Die Antwortet darauf lautet: nein. Der folgende Text erläutert, warum, und nennt weiterführende Links und Quellen.

Wellness und Krebs: Das Wichtigste in Kürze

Bäder und Krebs
Können Thermalbäder das Wachstum eines Tumors fördern? Dafür gibt es keine Belege.
Für viele Menschen gehört der wöchentliche Gang in die Sauna, die Rotlichtbestrahlung bei Schmerzen oder der jährliche Urlaub in einem Thermalkurort zur Lebensqualität. Auch Krebspatienten, denen es wieder gut geht, möchten den gewohnten Lebensstil wieder aufnehmen. Für andere sind Anwendungen wie zum Beispiel Massagen oder Lymphdrainage sogar Teil der Rehabilitation.
Dementsprechend verunsichert sind Betroffene, wenn sie im Freundes- oder Bekanntenkreis hören, solche Verfahren seien schädlich für sie, weil sie das Krebsgeschehen wieder in Gang setzen würden. Selbst die Prospekte vieler Heilbäder sind mit Warnhinweisen für Krebspatienten versehen
Sind diese Befürchtungen begründet? Dahinter steht die auf Konzepte der klassischen Naturheilkunde des 19. Jahrhunderts zurückgehende Annahme, dass durch die allgemeine Umstellung der Körperfunktionen bei Thermalbädern – temperaturbedingte Stoffwechselveränderungen, Blutdruckanstieg und andere Symptome – eine Tumorerkrankung wieder ausbrechen oder ihr Verlauf beschleunigt werden könnte.
Es gibt auch naturheilkundlich orientierte Therapeuten, die selbst bei einer Wärmebehandlung durch Fango oder andere Arten von Packungen und durch einen Saunagang solche Risiken befürchten.
Ein Beweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen solchen Anwendungen und Krebs steht allerdings aus. Begründet ist eine gewisse Vorsicht trotzdem. Krebspatienten müssen wissen: Während und auch noch eine Zeit nach Ende der Behandlung kann der Kreislauf geschwächt sein. Die Haut ist mitunter besonders empfindlich und verträgt Wärme, Wasser, Salze oder Packungen nur bedingt.
Eine andere Befürchtung gilt dem Risiko von Massagen: Können sie dazu beitragen, dass sich der Krebs abseits des ursprünglichen Tumors verbreitet? Nach Ansicht von Fachleuten besteht aber für fast alle Krebsarten keine Gefahr. Nur bei Kopf-Hals-Tumoren kann die Verteilung von Tumorzellen im Gewebe nicht sicher ausgeschlossen werden.

Wärmeanwendungen: Belastung für den Kreislauf

Handtuchstapel © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
 
Temperaturreize – zu heiß, zu kalt – können unangenehme Folgen für Patienten haben. Möglicherweise ist der Kreislauf während oder nach einer Krebsbehandlung noch nicht wieder so stabil, dass Wärmeanwendungen gut verträglich wären. Wer sich noch nicht richtig erholt hat, sollte auf einen Saunabesuch, ein Thermalbad oder auch eine Fangopackung zunächst verzichten.
Patienten mit Kachexie (stoffwechselbedingtem Gewichtsverlust) und insgesamt fortgeschrittenen Krebserkrankungen, mit Ödemen (Gewebeschwellung), Hirnmetastasen oder Aszites (Bauchwassersucht) sollten besonders vorsichtig sein. Das gilt auch für die Wärmebehandlung zu Hause, von der Wärmflasche bis hin zum heißen Bad.
Wie lange eine solche Empfindlichkeit anhält, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Im Zweifelsfall sollten Betroffene den Arzt fragen.

Bäder, Packungen, Wärme: Vorsicht bei empfindlicher Haut

Die Haut schützen
Wasser und Wärme können empfindliche Haut schädigen. Betroffene Krebspatienten sollten vorsichtig sein.
Im Zusammenhang mit Chemotherapien, Bestrahlungen und Operationen ist die Haut während, aber auch noch einige Zeit nach Ende der Therapie oft besonders empfindlich. Extreme Temperaturen können zu zusätzlichen Belastungen führen. So kann beispielsweise die Wundheilung von Operationsnarben gestört werden. Eine wärmebedingt verbesserte Durchblutung kann empfindliche Stellen weiter reizen und zum Beispiel vorhandenen Juckreiz verstärken. Beim Schwimmbad- oder Thermalbadbesuch ist zu beachten, dass das Wasser die Haut aufweicht und so ebenfalls schädigen kann. Einige Stoffe im Schwimmbadwasser werden unter Umständen schlechter vertragen als es normalerweise der Fall wäre.
Bei der Verwendung von ätherischen Ölen – etwa bei Massagen – ist ebenfalls Vorsicht geboten, da sie die Haut reizen können. Einige Bestandteile wie Teebaumöl können auch bei gesunden Menschen Allergien auslösen. Das Bundesinstitut für Risikoberwertung (BfR) hat im Internet allgemeine “Fragen und Antworten zur Anwendung von ätherischen Ölen” zusammengestellt: www.bfr.bund.de/cd/10945. Diese richten sich nicht speziell an Krebspatienten.

Risiko Lymphödem: Jede Belastung meiden?

Patienten, denen im Rahmen der Therapie Lymphknoten entfernt oder bestrahlt wurden, werden oft vor heißen Bädern, Saunabesuchen oder warmen Packungen gewarnt. Diese Anwendungen, heißt es, können das Auftreten eines Lymphödems, einer Flüssigkeitsansammlung im Gewebe, begünstigen. Der Hinweis beruht auf der Überlegung, dass Hitze die Kreislauftätigkeit anregt. Dabei wird vermehrt Lymphflüssigkeit produziert. Wurden Lymphknoten entfernt oder beschädigt, kann die Lymphe schlecht aus dem Gewebe abtransportiert werden.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat wissenschaftliche Arbeiten zum Thema ausgewertet. Demnach gibt es nur wenige Belege dafür, dass diese Maßnahmen ein Lymphödem wirklich verursachen können. Ausführliche Informationen finden sich auch auf dem vom IQWiG erstellten Internet-Angebot www.gesundheitsinformation.de, Stichwort “Lymphödem”, Stichwort “Merkblatt”.

Massagen: Können sie einen Tumor aktivieren?

Lymphdrainage – ja oder nein?
Haben Massagen und Lymphdrainagen einen Einfluss auf die Bildung von Metastasen? Das ist nicht bewiesen. Fachkräfte arbeiten bei Krebspatienten trotzdem sehr vorsichtig. Bei Ödemen können Betroffene auf eine Lymphdrainage zudem selten verzichten.
Lange Zeit gingen Mediziner davon aus, dass eine mechanische Beeinflussung eines Tumors durch Massage, Lymphdrainage oder andere sogenannte physikalische Verfahren zur Rückenentspannung zwar theoretisch denkbar, im Einzelfall aber eher unwahrscheinlich sei.
Für eine Tumorart gibt es möglicherweise eine Ausnahme: Bei Kopf-Hals-Tumoren können Fachleute anhand von Einzelfallbeobachtungen nicht sicher ausschließen, dass eine Lymphdrainage das Risiko von Metastasen nicht doch erhöht. Möglicherweise drängt die Lymphdrainage verbliebene Krebszellen in gesundes Gewebe, wo sie sich festsetzen.
Gerade Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren leiden jedoch abhängig von ihrer Behandlungsform nicht selten unter schweren Lymphödemen im Gesicht, die sich ohne Drainage nicht von alleine zurückbilden. Daher muss jeder Patient gemeinsam mit seinem Arzt eine Nutzen-Risiko-Abwägung treffen – meist ist die Lymphdrainage unbedingt notwendig, um Beschwerden zu lindern.
Für alle anderen Tumorarten gilt aber derzeit noch: Ein Zusammenhang zwischen Massage, Lymphdrainage und Metastasierung ist nicht bewiesen. Trotzdem gehen ausgebildete Fachkräfte bei Krebspatienten nur mit Vorsicht vor; die direkt betroffene Körperregion ist bis zur vollständigen Genesung meist tabu.

Heilstollen: Vorsicht Radioaktivität

Ein Sonderfall unter den Wellnessanwendungen sind Behandlungen in radioaktivem Wasser oder Kurzaufenthalte in “Heilstollen” mit dem radioaktiven Gas Radon in der Luft. Bis in die 70er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts galten geringe Konzentrationen radioaktiver Substanzen als gesundheitsförderlich und “aktivierend”. Dahinter steht die Überlegung, dass geringe Mengen (eigentlich gefährlicher) Strahlung eine positive Wirkung auf den Organismus haben können. “Radiumsolbäder” oder “Heilstollen” waren deshalb sehr beliebt. Die gewandelte Sichtweise auf die Risiken auch einer niedrig dosierten Belastung lässt Radon-Anwendungen in einem anderen Licht erscheinen:
Beispielsweise geht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass es keinen Grenzwert gibt, bei dessen Unterschreitung die Aufnahme von Radon vollständig risikofrei ist. Selbst wenn kurze Aufenthalte vermutlich keine nennenswerte Gefahr darstellen, so ist die Steigerung des Lungenkrebsrisikos bei Aufenthalten in Heilstollen (und in geringerem Maße auch bei Bädern) doch bezifferbar und nicht gleich Null. Da die aufgenommenen Mengen radioaktiver Stoffe beim Trinken oder Baden extrem gering sind, ist allerdings nicht die radioaktive Belastung der Grund der eingeschränkten Eignung, sondern bei Bädern eher, wie oben ausgeführt, die oft hohe Temperatur. Weitere Informationen für Fachleute gibt die WHO in einem Handbuch zum Thema Radon. Das englischsprachige Dokument wurde im Jahr 2009 veröffentlicht und kann im PDF-Format auf http://www.who.int/en/, “WHO handbook on indoor radon“, heruntergeladen werden. Weitere Informationen hat auch des Bundesamt für Strahlenschutz auf www.bfs.de/ion/radonzusammengestellt.

Nach der Krebsbehandlung: Wie lange gelten Einschränkungen?

Bei vielen Risikodiskussionen stellt sich die Frage, wie lange ein Krebspatient eigentlich mit entsprechenden Einschränkungen leben muss und ab wann er sich als geheilt betrachten kann. Diese Frage lässt sich nicht anhand der Therapiedauer oder der Zeit nach Abschluss der letzten Behandlung eindeutig beantworten - vor allem dann nicht, wenn man die heute oft lange ergänzende (adjuvante) Behandlung nach vollständiger Entfernung eines Tumors berücksichtigt. Individuelle Auskünfte zur Beurteilung der Situation können nur von den behandelnden Ärzten kommen.

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