Dienstag, 29. April 2014

Prostatakrebs Entscheidungshilfe: Operation – Bestrahlung – Active surveillance


Information


Prostatakrebs Entscheidungshilfe: Operation – Bestrahlung – Active surveillance

Je nach Tumorstadium, Lebensalter und Gesundheitszustand stehen einem als Betroffenen einer Prostatakrebs - Erkrankung oft unterschiedliche Behandlungswege offen. Diese sind vor allem Operation , Bestrahlung, oder - sofern vertretbar - das aktive Überwachen, im Fachjargon "active surveillance" genannt.
Dabei bietet jeder Weg seine eigenen Vor - und Nachteile.
So ist die aktive Überwachung in frühen Tumorstadien bzw. bei höherem Lebensalter frei von Nebenwirkungen, benötigt aber eine gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient.
Gemäß einiger Studien sind die Unterschiede im 10 Jahres Überleben und der Metastasierungsrate zwischen Operation (RPE..radikale Prostatektomie) und der Überwachung (WAWA..watchfull waiting) insbesondere bei gering aggressiven frühen Tumorstadien nicht sehr groß. [GW Chodak, et al 1994; Bill-Axelson,et al 2008 ]
Heutzutage empfiehlt sich bei Prostatakrebs aber ein aktiveres Vorgehen als das watchful waiting ("Warten bis etwas passiert"), indem man genauer und engmaschiger kontrolliert ("active surveillance").
Da im Schnitt etwa alle 3 Monate Kontrollen erforderlich sind, sind viele Betroffene kurz vor jeder Prostatakrebs - Untersuchung erheblichem Stress ausgesetzt.
Oft stellt man in einem Zeitraum von etwa 2 Jahren ein Voranschreiten des Prostatakrebses fest. Dann steht die Frage nach einer geeigneten Behandlung im Raum, durch deren Hilfe man sich bis ins hohe Alter Tumorfreiheit und eine möglichst gute Lebensqualität sichern soll.
Hierbei stehen insbesondere Operation und Bestrahlung im Vordergrund.
Da beide Methoden in Bezug auf das Heilungsergebnis (zB 5 Jahres Überlebensrate) ebenbürtig sind, richtet sich das Augenmerk insbesondere auf die Frage der Verträglichkeit der Behandlung.
Während bei der Operation eher mögliche Impotenz und Inkontinenz im Vordergrund stehen, sind es bei der Bestrahlung von Prostatakrebs eher entzündliche Veränderungen an Enddarm (z.B. Durchfall über einige Wochen) und Blase (gehäuftes Urinieren) oder Vernarbungen an der Harnröhre (vor allem bei Bestrahlung nach Operation).
Die Mortalitätsrate der Operation (Prozentsatz der Patienten die an den Folgen der Operation versterben) ist gering.
Vorschläge für mögliche Behandlungsstrategien bei Prostatakrebs je nach Ausbreitungsstadium:
Algorithmus für die Primärtherapie

Um von Prostatakrebs betroffenen Menschen bei der Entscheidungsfindung zu helfen, wurde in Zusammenarbeit der deutschen Krebshilfe mit der deutschen Krebsgesellschaft und der AWMF - Gruppe, eine Broschüre verfaßt.
Hierin findet man gut lesbar und verständlich geschrieben einen kurzen Überblick zum Thema Prostatakrebs.
Das besondere an dieser Broschüre ist aber, dass auf den Seiten 31 und 32 kurze Tabellen mit wichtigen Fragen aufgelistet wurden, die bei der Suche nach dem für einen richtigen Behandlungsweg unterstützen können. Link: Patientenleitlinie Prostatakrebs
Da keine Broschüre auf die individuelle Lebenssituation und Krankheitsgeschichte eines jeden Einzelnen eingehen kann, lohnt sich immer auch ein ausführliches Beratungsgespräch mit einem erfahrenen Facharzt.
Da jeder Facharzt die größte Erfahrung vor Allem mit den Methoden hat, die er/sie selbst regelmäßig anwendet, empfiehlt sich folgendes Vorgehen:
1. Bei Fragen zur Operation: Konsultation eines erfahrenen Facharztes für Urologie , der/die häufig operiert und viele Patienten mit Prostatakrebs betreut.
2. Bei Fragen zum Thema Bestrahlung (z.B. neue Methoden wie IMRT/IGRT, rapid arc, Protonentherapie): Konsultation eines erfahrenen Facharztes für Radioonkologie, der/die viele Patienten mit Prostatakrebs behandelt und betreut.

Als Facharzt für Radioonkologie berate ich in meiner onkologischen Ordination zum Thema Bestrahlung bei Prostatakrebs.
Ihr,
OA Dr. David Kuczer
Weitere Beiträge:
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Ratgeber Prostatakrebs (mit link zur Brochüre aus der blauen Reihe)
Änderung der Zulassung für Zytiga bei metastasiertem Prostatakrebs
Quelle Algorhythmus - Tabelle:
: http://www.oegho.at/onkopedia-leitlinien/solide-tumore/prostatakarzinom.html